Aktuelles / Mitmachen
Berichte über Aktivitäten / Aktuelles
Frauenerlebnistag (FET) in Oppenheim am Rhein
am Samstag, 13.09.2025
Findet der heute überhaupt statt?“ fragten sich die 7 Weggefährtinnen, die zum Frauenerlebnistag nach Oppenheim kommen wollten! Morgens früh schüttete es nämlich noch wie aus Kübeln, aber ab 10.00 h lachte dann wie bestellt in Oppenheim die Sonne!
Es war ein interessanter und vergnüglicher Frauenerlebnistag, der uns auch vieles nicht elektronisch verfügbare Wissen vermittelte.
Der Stadtführer Klaus Hoffmann schilderte uns die wechselvolle Geschichte der Stadt, die in diesem Jahr „800 Jahre Stadtrechte 1225-2025“ gefeiert hat. 774 schenkte Karl der Große die Stadt Oppenheim dem Kloster Lorch, das die Stadt wegen finanzieller Schwierigkeiten 1225 an das Heilige Römische Reich zurückgab. Oppenheim war direkt dem Kaiser unterstellt und wurde freie Reichsstadt mit den entsprechenden Privilegien wie Münzrecht etc.
Im Jahr 1008 erhielt sie bereits Marktrecht, da sich in Oppenheim zwei wichtige Handelsstraßen kreuzten und der Wasserstand des Rheins hier sehr niedrig war. Die Oppenheimer Elle maß damals die Längen besonders großzügig, was den Handel noch zusätzlich förderte!
Im 14. Jh. wurde Oppenheim mehrfach verpfändet, da der König für seine Reichspolitik Bargeld benötigte. Immer wieder musste sich die Bevölkerung auf neue Ortsherren einstellen. Ab 1375 kam Oppenheim bis 1797 unter Kurpfälzische Herrschaft. Gegen den Widerstand der katholischen Bürger wurde im 16. Jh. die Reformation eingeführt und die katholische Katharinen-Kirche evangelisch. Im dreißigjährigen Krieg fielen Truppen aus Spanien, Schweden, Frankreich etc. über die Stadt her und ließen sie ausbluten. Während des Pfälzischen Erbfolgekrieges besetzten französische Truppen die Stadt und brannten sie fast völlig nieder. Auch die Französische Revolution überrollte Oppenheim, das jahrelang von den Franzosen besetzt blieb.
Im 2. Weltkrieg fielen zum Glück “nur“ 3 Bomben auf Oppenheim. Aber Juden, die bis dahin friedlich mit der Bevölkerung zusammengelebt hatten, wurden von 1933-1945 diskriminiert, rechtlos und verfolgt.
Auf dem Stadtrundgang führte uns Klaus Hoffmann zur katholischen Bartholomäus-Kirche, die auf die Kirche eines ehemaligen Franziskanerklosters zurückgeht. Die Kirchenausstattung enthält Gaben aus dem Kloster Eberbach und der Katharinen-Kirche wie z.B. das Altarkreuz. Weitere Sehenswürdigkeiten waren der Holzwindfang aus dem 16.Jh. und die erst im 20.Jh. ausgemalte Marienkapelle. Unsere Führung verlief weiter zum Gau-Tor, das auch einmal ein Gefängnis beherbergte, an Reste der alten Stadtmauer, durch verschiedene „Reulchen“ (franz. Sträßchen) und bis hin zu der, über der Stadt thronenden, wunderschönen Katharinen-Kirche. Nach der Zerstörung durch die Franzosen begann um 1750 der Wiederaufbau. Erst 300 Jahre später konnte 1937 das Kirchendach geschlossen werden! Es grenzt an ein Wunder, dass das wunderschöne Fenster, die Oppenheimer Rose, von ca. 1300 während der vielen Wirren in dieser Stadt niemals zerstört wurde.
Wir hätten Klaus Hoffmann noch lange zuhören können, aber wir mussten ja noch zur Kellerführung des Weinguts Völker, wo uns die quirrlige, 95jährige Lori Hübner bereits erwartete. Im Untergrund führte sie uns über 2 Treppen in einen Kathedralen-Raum mit einmaligem Spiegelgewölbe (auch als Standesamt genutzt), in einen Raum, in dem seit vielen Jahren Theateraufführungen stattfinden und zu Fundamenten eines mittelalterlichen Wohnturms sowie zu unterirdischen Brunnen. Diese Kelleranlagen wurden erst nach dem 2. Weltkrieg auf Initiative des Weingutes Völker von polnischen Arbeitern ausgegraben.
Beim gemeinsamen Mittagessen am Rathaus (1621 ursprünglich erbaut) gesellte sich Lori Hübner zu uns, die im „Dinner for one“ uff rhoihessisch im Oppenheimer Untergrund 30 Jahre bis zu ihrem 90. Geburtstag die Miss Sophie gespielt hatte! Sie sorgte für die Unterhaltung am Tisch und verriet uns, Zigarillo rauchend, die Geheimnisse, wie man so jung alt werden kann!
Schade, dass nur 7 Weggefährtinnen an diesem erlebnisreichen Tag teilnahmen. Die Zuhause-Gebliebenen haben echt etwas versäumt.
Ganz herzlichen Dank an den Vorstand des DV Mainz, der uns diesen interessanten und heiteren Tag ermöglicht hat. Ein großes Dankeschön auch an Michaela Gassner und Heidrun Bechtold, die mit mir zusammen die Vor-Tour gemacht haben.
Bericht: Ursel Lux
Fotos: Heidrun Bechtold